Man findet sie in Weichmacher, Imprägniermittel, Pestizide, sie machen Textilien atmungsaktiv, Plastik flexibel, sorgen dafür, dass in der Pfanne nichts haftet. Im Vordergrund stehen hier Substanzen die auf unser Hormonsystem einwirken können – die sogenannten Endokrine Disruptoren. Was bei Tieren schon länger erforscht wird (siehe « Plötzlich fehlen die Männchen » aus Bild der Wissenschaft 6/2017) im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit und Krankheiten taucht jetzt auch immer wieder in Verbindung mit Diabetes beim Menschen auf.
Hormone sind Botenstoffe, die von einem Organ oder Zelle A in die Blutbahn ausgeschieden werden um eine gewisse Info an eine andere Zelle B zu senden. Dieses Informationssystem wird z.B. von der Hypophyse im Gehirn, der Schilddrüse, der Nebenniere oder der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) genutzt um zahlreiche Körperfunktionen zu steuern. Auf der Zelle B bindet sich das Hormon an seinen Rezeptor und bewirkt eine Reaktion. Gut bekannt bei Diabetikern ist so z.B. die Rolle des Hormons Insulin. Das setzt sich auf die Glukoserezeptoren der Zellen und ermöglicht damit, dass der Blutzucker von der Zelle aufgenommen werden kann. Bei den natürlichen Hormonen reichen kleinste Mengen um ihre Wirkung zu entfalten. Wir reden hier von Nanogramm sogar von Picogramm (als Erinnerung: 1 Milligramm ist ein tausendstel Gramm, 1 Mikrogramm ein millionstel, 1 Nanogramm ein milliardstel und ein Picogramm nur noch ein billionstel Gramm!)
Eine der wohl bekanntesten Substanze ist Bisphenol A. Dieses Mittel wird in fast allen Plastikutensilien als « Weichmacher » gebraucht. In Stillflaschen ist es in der Zwischenzeit verboten worden, es wird allerdings noch immer sehr häufig in Polymeren, die im Inneren von Konserven, Bierdosen und Plastikflaschen sind, benutzt. Hitze oder Erwärmen, Säuren und Laugen begünstigen das Freisetzen von Bisphenol A aus dem Polymer. So beschleunigt kochendes Wasser die Rate auf das 55-fache. Die Freisetzung kann auch bei zu warmer Lagerung von in Polycarbonat-Flaschen abgefülltem Trinkwasser in heißen Gegenden oder bei der Speisenzubereitung in Behältern aus Polycarbonat und nachfolgendem heißem Abwaschen erfolgen. Das Bisphenol A bindet sich wie Östrogen an den Rezeptor und macht so dessen Wirkung nach.
Andere Disruptoren sind z.B. Phtalate, verschiedene Pestizide, verschiedene Schwermetalle und gewisse Flammenschutzmittel.
Endokrine Disruptoren werden laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation mit einer großen Reihe von Krankheiten in Verbindung gebracht. Dazu zählen Brustkrebs, Diabetes, Asthma, Alzheimer, Parkinson, ADHS und Autoimmunerkrankungen. Zusätzlich deuten Studien darauf hin, dass sie Übergewicht und Bluthochdruck begünstigen sowie ein früheres Einsetzen der Pubertät auslösen können.
Endokrine Disruptoren sind nicht nur im Verdacht Übergewicht und Typ 2 Diabetes zu begünstigen (bei Typ 1 gibt es keine gute Studienlage), sondern auch in der Fauna Veränderungen zu bewirken. Insekten entwickeln sich anders, Fische und Frösche « verweiblichen ». Dies kommt daher, dass auch schon kleinste Dosen eine große Wirkung haben, wie halt auch bei den natürlichen Hormonen.
Diese Stoffe verbreiten sich über die Luft, das Wasser, den Boden, über Kleinstlebewesen wie Algen, die dann von den « vegetarischen » Fische gefressen werden und die Schadstoffe anreichern. Diese wiederum werden von den « Fischfressenden » Fischen gefressen sodass bei den Raubtierfischen wie Thunfisch oder Lachs sich die Umweltgifte noch konzentrieren, besonders in ihrem Fett. Ein bis 2-mal die Woche ist gegen diese Fische nichts auszusetzen aber man sollte sich nicht 7 >Tage die Woche von Sushi ernähren. Bei schwangeren Frauen wird geraten nur einmal die Woche fettige Fische zu essen.
So könnte zumindest ein Teil der explosionsartigen Zunahme an Typ 2 Diabetes sich aus der immer grösser werdenden Zahl und Konzentrationen von Umweltgiften erklären. War die Weltgesundheitsorganisation im Jahre 2000 noch von einer Zahl von 300 Millionen Personen mit Diabetes für das Jahr 2030 ausgegangen, so kann man sagen, dass schon 2017 diese Zahl erreicht wurde.
Allein diesen Substanzen aber jetzt die Schuld für Übergewicht und Typ 2 Diabetes geben zu wollen wäre zu einfach und würde unser eigenes Handeln (Essverhalten und Bewegung) minimieren.
Auch wenn Endokrine Dysruptoren sicher nicht alleine für die zunehmende Zahl von sogenannten Zivilisationskrankheiten verantwortlich sind, sollte das Vorsichtsprinzip angewandt werden. Einzelne Länder haben schon Verbote ausgesprochen. Die europäischen Instanzen haben angefangen Verordnungen zu erlassen, wobei die Industrie auf andere Produkte zurück greift die dann allerdings auch nicht unbedingt länger studiert wurden. Es bleibt also ein komplexes Problem, weil diese Substanzen biologisch schwer abbaubar sind, sich nach und nach in der Natur anreichern und inzwischen fast überall nachweisbar sind.
Achten Sie bei Kunststoff-Verpackungen auf die Recycling-Nummern:
Code 1 (PET ) Enthält kein hormonähnliches Bisphenol A. Es können aber Weichmacher enthalten sein, denen ebenfalls hormonelle Wirkung nachgesagt wird.
Code 2 (PE-HD = Polyethylen) ist frei von Schadstoffen und unbedenklich. Es wird häufig als Frischhaltefolie für das Einpacken von Lebensmitteln.
Code 3 (PVC) Gilt als sehr bedenklich, da es hormonähnliches Bisphenol A enthält. Daneben finden sich oft toxisches Vinylchlorid und Phthalate (Weichmacher).
Code 4 (PE-LD = Polyethylen) ist frei von Schadstoffen und unbedenklich. Es wird häufig als Frischhaltefolie für das Einpacken von Lebensmitteln.
Code 5 (PP = Polypropylen) Diese Kunststoffe sind eher unproblematisch und können mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.
Code 6 (PS = Polystyrol) Gilt als sehr bedenklich, da es hormonähnliches Bisphenol A enthält. Daneben finden sich oft toxisches Vinylchlorid und Phthalate (Weichmacher).
Code 7 (O oder PC = Polycarbonat, Acrylglas, Polyamid & Co.) Diese Kunststoffe können im Körper wie Hormone wirken. Sie sind gesundheits- und umweltschädlich.
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