Die SGLT-2-Inhibitoren stellen eine neue Substanzklasse der Antidiabetika zur Therapie des Typ-2-Diabetes dar. Das Medikament hemmt die Reabsorption von Glukose in der Niere, was zu einer vermehrten Glukose-Ausscheidung über den Urin führt, den Blutzuckerspiegel senkt und den Kalorienverlust fördert.
Folgende SGLT-2-Inhibitoren sind schon in Luxemburg erhältlich : Dapagliflozin (Forxiga®) Canagliflozin (Invokana®) Empagliflozin (Jardiance®)Wir haben nachgelesen, was diese neuen Zuckersenker für die Zukunft versprechen.
Die Rolle der Nieren bei der Filterung des Zuckers
Normalerweise, egal ob bei gesunden oder zuckerkranken Menschen, produziert unsere Niere circa 120 Liter « Vor-Harn ». Diese erste Filterung enthält Zucker und andere Substanzen, die für unseren Körper nützlich sind. Danach werden die Minerale sowie auch der Zucker und der Großteil des Wassers von unserem Körper reabsorbiert. Die 1,5-2,5 Liter Harn die jeden Tag ausgeschieden werden, enthalten, wenn man gesund ist, weder Zucker noch Proteine – die auszuscheidenden Giftstoffe sind hingegen in konzentriert Weise vorzufinden.
Die Wiederaufnahme des Zuckers (Glukose) wird Dank einer Pumpe durchgeführt (ein Träger von Glukose, genannt SGLT2) die den Zucker im Harn aufspürt und ins Blut zurückführt. Diese Pumpe ist derart effizient, dass bei einem Nicht-Diabetiker 100% des ursprünglich im Harn vorzufindenden Zuckers wieder absorbiert wird.
Allerdings wird jedes Mal, wenn der Zucker im Blut weit über dem Normalwert liegt (mehr als 180 mg/dl), das Glukose Transportsystem der Niere überfordert und man beginnt Spuren von Zucker im Harn zu finden (Glykosurie). Dies erklärt warum bei Harntest mit Teststreifen im Harn von Diabetikern oft Glukose nachgewiesen wird.
Allerdings konnte man bei Diabetikern nachweisen, dass der von der SGLT2 durchgeführte Transport von Zucker ins Blut effizienter ist als normal. Das erklärt warum bei Diabetikern, bei denen erhöhter Blutzucker mit dem Glukosemessgerät festgestellt wurde, man nicht unbedingt Zucker im Harn wiederfindet.
Wie wirken die SGLT2-Hemmer?
SGLT (Sodium dependent glucose co-transporter), ist eine Abkürzung für das Transportprotein, welches für die Rückresorption von Glukose verantwortlich ist. Es gibt zwei Gruppen von Transportersystemen:
* Die SGLT-1-Transporter sind für etwa 10% der Glukoserückresorption verantwortlich.
* Die SGLT-2-Transporter haben einen deutlich höheren Anteil an der Glukoserückresorption (90 Prozent). Dies ist ein Grund für die Entwicklung von spezifischen SGLT-2-Inhibitoren. SGLT2-Inhibitoren hemmen renale, natriumabhängige Glukosetransporter. Als Folge kommt es zu vermehrter Glukoseausscheidung über den Harn (Glukosurie). Blutglukosewerte können so um bis zu 30mg/dl gesenkt werden. Die SGLT-2-Inhibitoren wirken also unabhängig vom Insulinstoffwechsel.
Durch den Verlust von Glukose verliert der Patient jeden Tag zwischen 240 und 400 Kalorien. Auch wenn der Gewichtsverlust nicht sehr groß ist (ungefähr 3-4 % des Ausgangsgewichts, aber hauptsächlich mit Verlust von Fettgewebe) ist dies ein Vorteil für diese Klasse von Medikamenten, da leider verschiedene andere blutzuckersenkende Medikamente sogar noch Gewichtszunahmen bewirken. Im Allgemeinen wird das HbA1c um 0,7 % nach unten reduziert. Der Nutzen ist sowohl bei nüchternen Blutzuckerwerten festzustellen als auch bei Zuckermessungen nach dem Essen. Weitere nützliche Nebenwirkungen sind das im Allgemeinen der Blutdruck etwas gesenkt wird. Bei Patienten die schon Medikamente gegen erhöhten Blutdruck einnehmen, muss manchmal die Dosis angepasst werden. Besonders Diuretika sollten reduziert werden, im Besonderen bei älteren Patienten um keine orthostatische Hypotonie zu verursachen (Die orthostatische Hypotonie ist eine bei Wechsel in die aufrechte Körperlage auftretende Regulationsstörung des Blutdrucks).
Negative Nebenwirkungen gibt es leider auch. Es kommt zwar nicht zu Unterzuckerungen durch diese Behandlung alleine (in Kombination mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin kann es zu einer Hypoglykämien kommen). Das erhöhte Vorhandensein von Glukose im Urin hat bei Frauen wie bei Männern ein erhöhtes Potenzial für Harnwegsinfektionen oder Genitalinfektionen (wie Vulvovaginitis bei Frauen oder Balanitis bei Männern). Bei Patienten mit bestehender Niereninsuffizienz dürfen diese Medikamente nicht eingesetzt werden und wären auch nicht sehr wirksam. Eine weitere Nebenwirkung die noch nicht ganz verstanden ist, ist eine Steigerung des schlechten LDL-Cholesterin. In den meisten Fällen wird aber auch eine leichte Steigerung des HDL-Cholesterins festgestellt.
Vor ein paar Monaten wurde eine groß angelegte Studie mit über 7000 Patienten mit Typ 2 Diabetes auf dem europäischen Diabetologen Kongress (EASD) vorgestellt. Hier wurde zusätzlich zu der blutdrucksenkenden Wirkung dieses Moleküls eine Verbesserung der Frequenz an Herz Kreislauf Erkrankungen festgestellt. Dies betraf sowohl Herzinfarkt wie auch Herzinsuffizienz. Allgemein konnte man auch eine 30-prozentige Reduktion der Mortalität bei den behandelten Patienten feststellen.
Zusammenfassung
Sowohl verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften (EASD/ADA) wie auch praktizierende Diabetologen sind sich einig, dass diese neue Klasse von Medikamenten relativ früh, am Anfang der Krankheit eingesetzt werden soll. Die Resultate sind vielversprechend weil mit einer Behandlung sich gleich mehrere Probleme des metabolischen Syndroms verbessern lassen und dies mit nur einem einzigen Wirkstoff. Diese Klasse hat eine erfolgreiche Zukunft in Aussicht, im Besonderen wenn sich die Minderung von Herzkreislauferkrankungen und Reduktion der Mortalität in zusätzlichen Studien bestätigen sollte.
Artikel für das Journal der ALD: www.ald.lu
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